Was ist Bildungssprache?
"Bildungssprache" ist eine Art, Sprache zu verwenden, die durch die Ziele und Traditionen der Bildungseinrichtungen geprägt ist. Sie dient der Vermittlung fachlicher Kenntnisse und Fähigkeiten und zugleich der Einübung anerkannter Formen der beruflichen und staatsbürgerlichen Kommunikation. (Reich 2008)
Bildungssprache ist das Medium, um abstrakte und komplexe Inhalte sprachlich aufzunehmen und auszudrücken. Die Schule verlangt von ihren Schülerinnen und Schülern die Auseinandersetzung mit neuen, unbekannten und abstrakten Themen. Sie verlangt damit zugleich eine gedankliche Ordnung sprachlicher Beiträge und sprachliche Genauigkeit im Detail. Diese Fähigkeit ist notwendig, um die Aufgabe des Verstehens, Verarbeiten, Durchdenkens und Formulieren zu bewältigen, mit denen sich die Kinder und Jugendliche auseinanderzusetzen haben. Sprachliche Fähigkeiten entscheiden über die Bildungslaufbahn, über Abschlüsse und die künftige Berufslaufbahn.
Wenn mehrsprachig aufwachsende Schüler/innen im Alltag gut Deutsch sprechen, bedeutet dies nicht, dass sie im Schulunterricht alles verstehen – dazu brauchen sie bildungssprachliche Fertigkeiten.
Grundsätzlich kann man drei große Bereiche der Sprachverwendung unterscheiden: Alltagssprache, Schulsprache und Bildungssprache (mit Fachsprache).
»Alltagssprache« wird die Sprache genannt, die im sozialen Umfeld der Kinder und im öffentlichen Leben gesprochen wird. Jim Cummins (vgl. Cummins, 2001, S. 58ff.)
»Schulsprache« wird die Sprache genannt, die an Schulen bzw. Bildungseinrichtungen verwendet wird.
»Bildungssprache« ist eine komplexe, nicht situationsgebundene Sprache und wird von Cummins als »CALP« (Cognitive Academic Language Proficiency) bezeichnet (vgl. Cummins, 2001, S. 58ff.).
Schüler/innen brauchen Kompetenzen in der Bildungssprache und in der Schulsprache. Diese Kompetenzen müssen zusammen mit der Fachsprache der jeweiligen Fachbereiche erlernt werden, was laut Cummins in der Regel mehrere Jahre dauert – also viel zu lange für einen schulischen Erfolg (vgl. Cummins, 2001, S. 58ff.).
"Für Bildungserfolg entscheidend ist, dass die Kinder in der Schule lernen, auf die Unterschiede alltäglicher Sprache und Bildungssprache zu achten und diese unterschiede aktiv einzusetzen in ihrem Sprachverhalten, aber auch in ihrem Sprachverstehen. "
Ingrid Gogolin
„Knapp 10% der Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland sind Ausländer“ (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, 2006).
„Schätzungsweise werden jährlich 50000 ausländische Kinder hierzulande geboren und insgesamt haben etwa 30% der nachwachsenden Generation einen Migrationshintergrund ... und davon wachsen 20% zweisprachig auf“ (Belke & Conrady, 2005).
„Die Ergebnisse der internationalen Schulleistungsstudie PISA aus den Jahren 2000 und 2003 sind alarmierend. Sie belegen, dass Kinder mit Migrationshintergrund in Deutschland schlechtere Schulleistungen erbringen als deutsche Kinder und somit bildungsbenachteiligt sind“ (Stanat & Christensen, 2007).